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Geschichtliches zur Seife

Aktualisiert: 24. Okt. 2021


Kleine Seifengeschichte

Erste Hinweise auf Seifenherstellung, in Form einer Rezeptur, finden sich bei den Sumerern (ca. 4.500 v.Chr.). Dieses ist auf einer Tontafel in Keilschrift verewigt. Sie erkannten, dass Pflanzenasche (Pottasche) vermengt mit Ölen (vorwiegend Pflanzenöle) besondere Eigenschaften hat, und schufen die Basis einer Seifenrezeptur.

Ägypter und Griechen (ca. 2.700 v.Chr.) übernahmen die Anleitung zur chemischen Herstellung. Man vermutet, dass Sie den reinigenden Effekt übersahen, allerdings die desinfizierende Wirkung erkannten und sie daher als Heilmittel, ähnlich wie Salbe, für Verletzungen verwendeten.

Auch den Galliern war die Seife, zumeist aus Ziegen-, Rinder- oder Hirschtalg, schon bekannt. Man verwendete sie zum Rotfärben (Bleichen) der Haare und auswaschen des Wollfettes (Lanolin) aus der Schaffswolle, da Ihre Rezeptur zu scharf (hoch alkalisch) für die Körperpflege war. Dies wurde auch von Galenos von Pergamon, einem  in Rom tätigen griechischem Arzt, beschrieben.

Die Ersten die Seife zur Körperpflege nutzten waren die Germanen, hier allerdings vorwiegend von den Männern. Großteils in Form von einer Art Haarpomade. Plinius der Ältere beschrieb eine altertümliche Seife aus Ziegentalg und Holzasche in seinem Werk “Historia naturalis" . Galenus, ein berühmter Arzt des späten Altertums erwähnt, dass bei den Germanen eine weiche Seifenart im Gebrauch sei, welche Er als die Beste ansah.

Auch in der Bibel fand die Seife bei Jeremia (Jer. 2,22) sowie Hiob (9,30/31) Erwähnung.

Bei den Römern wurde die Seife, lat. Fullonum, durch Ihre Eroberungsfeldzüge bekannt.

Erst im 2. Jahrhundert n. Chr. erlangte Sie, als Mittel zur täglichen Pflege, wirkliche Beachtung. Allerdings blieb die althergebrachte Körperreinigung mit Ölen, Sand und Strigilis die beliebtere Methode. Bei Ausgrabungen in Pompeji (79 n. Chr. bei einem Vulkanausbruch verschüttet) stießen Archäologen auf eine vollständig erhaltene Seifenmanufaktur mitsamt fertiger Seifenstücke. Zur Reinugung von Kleidungsstücken nutzten die Römer vorwiegend Urin, welches in sogenanten angiporto amphora oder vasae curtae gesammelt und vergoren wurde. Diese Amphoren standen den römischen Herren an öffentlichen Orten, ähnlich unserer heutigen öffentlichen Toiletten, zur Verfügung und wurden von den Urinwäschern, Fullonen genannt regelmäßig geleert.

Kaiser Vespasian erhob gar eine Urinsteuer und prägte damit den Spruch "Geld stinkt nicht"!

Im Mittleren Osten wurde im 7. Jahrhundert erstmals Öl, Lauge und gebrannter Kalk, welcher der Seife Festigkeit verleiht, miteinander verkocht und somit die Seife in ihrer heute bekannten Form geschaffen. So wird die berühmte Aleppo -Seife, eine Seife aus Oliven- und Lorbeeröl, schon seit dem 8.Jh. auf traditionelle Weiße hergestellt. Ebenso die aus den Hammam`s bekannte Savon Noir. Oder die Mardin-Seife aus Oliven- und Pistazienöl, welche im kleinen Städchen Mardin in der Osttürkei ihren Ursprung hat und in ihrer Herstellung sehr aufwendig ist. Mit den Eroberungen der Araber breitete sich dieses Wissen rasch auch nach Europa aus.

Anfangs waren die meist aufwendig parfümierten Seifen ein Luxusgut und damit dem Adel vorbehalten.

Während des Mittelalters war der Besuch des Badehauses sehr beliebt und die Körperreinigung war besser als gemeinhin angenommen. Neben Frankreich und Spanien bildeten sich in Wien, Prag und Augsburg Seifensiederzünfte.

Erst der Ausbruch von Pest und Cholera im 14.Jh. führte dazu, dass das Waschen mit Wasser eingestellt wurde. Da die Übertragungswege vieler Krankheiten unbekannt waren, war man der Meinung, das Badewasser öffne den Körper für die Erreger. In Folge dessen wurde während des 16. und 17. Jahrhunderts die Trockenwäsche modern. Körperpflege bestand aus pudern, parfümieren und leichter Reinigung mit feuchten Tüchern. Vor allem der Adel praktizierte diese wenig hygienische Körperpflege. Läuse, Flöhe, Ekzeme, sowie die Verbreitung ansteckender Krankheiten gehörten zum Alltag. Selbst Ärzte rieten vom übermäßigen Waschen ab, um sich vor dem "schädlichen Element" Wasser zu schützen. Trotzallem etablierten sich Frankreich und Spanien im 17. Jh. zu den Zentren der Seifenherstellung weltweit.

Die Blüte der Seifenzunft in Frankreich wird König Ludwig XIV zugeschrieben, welcher die besten Seifensieder nach Versailles holte und hierbei 1688 ein "Reinheitsgebot" für Seifen erließ. Demnach sollte eine hochwertige, echte Seife, mindestens 72 % reine Öle enthalten. Hier fand die beliebte Savon de Marseille ihren Ursprung. Der noch heute genutzte Begriff der "Toilettenseife - Feinseife" wurde geboren. Zu dieser Zeit wurde das Seifensieden ohne Lizenz unter schwere Strafe gestellt.

Nikolas Leblanc (1742-1806) gelang es erstmals 1790 Soda künstlich herzustellen und damit die bis dahin verwendete Pottasche zu ersetzen.

1865 entwickelte der Belgier Ernest Solvay das Solvay-Verfahren, welches das Leblanc-Verfahren  ablöste. So war genügend Soda für die Seifenherstellung vorhanden und Seife wurde zu einem für Jedermann bezahlbares Produkt. Der Körper konnte regelmäßig gewaschen und von Gerüchen befreit werden. Körperpflege wurde wieder alltäglich.

Das Angebot an Rohstoffen wie Öle, Fette sowie Ätherischer Öle war durch den Kolonialhandel breit gefächert.

Im 20. Jahrhundert brachten Kriege eine Rohstoffknapheit mit sich, welche auch die Seifensieder schwer traf. Um die fehlenden bzw. überteuerten Zutaten auszugleichen, kamen sogenannte "gefüllte" (gestreckte) Seifen in Mode. Hierbei wurden Zusatzstoffe wie Erden, Zucker, Stärke, Glyzerin und anderes unter den Seifenleim gemengt um den Rohstoffverbrauch zu mindern.

Allerdings wurde es durch die im Krieg errungenen Innovationen bald möglich, Seife und andere Waschprodukte, im Großen Still industriell herzustellen. Auch die Möglichkeit Duftstoffe synthetisch  im Labor nachzubauen, lies die Seife zu einem billigen Massenprodukt werden. 

In vielen, vor allem ländlichen Regionen, war es bis in die späten 60er Jahre des letzten Jahrhunderts, Gang und gäbe Toiletten-sowie Putzseife aus Fett-, und Talgresten selbst herzustellen.

Die modernen "Seifen" bestehen, nach den Erkenntnissen von Dr. Heinz Maurer, aus sogenannten Syndets. Künstliche Tenside, welche dem natürlichen ph-Wert von 5,5 (ph- neutral) angepasst werden. Also Seifen ohne Seife, weshalb diese im Fachjargon "Waschstücke" genannt werden. Der Ph-Wert handgesiedeter Naturseifen hingegen liegt zwischen 7 und 9. Heute sind Produkte für die Körperhygiene in zahlreichen Variationen erhältlich und aus keinem Haushalt mehr wegzudenken.

 

Die hier enthaltenen Informationen wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Da niemand fehlerfrei ist, ist eine eigene Recherche zu diesem Thema zu empfehlen.

Naturheilmittel ersetzen keinen Arzt!

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